69 Short Stories: Mit Philosophie und Humor (German Edition) by Phil Humor

69 Short Stories: Mit Philosophie und Humor (German Edition) by Phil Humor

Autor:Phil Humor [Humor, Phil]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-08T16:00:00+00:00


ENDE

Zeus auf dem Wolkenkratzer

Ein greller Blitz durchbrach die Schwärze, aber Prometheus war schneller als der Blitz. Er wich dem Blitz aus und schrie in den Himmel hinein: »Blitzeschleudernder Zeus! Wirst du alt und müde? Ist es vorbei mit deiner Treffsicherheit? Du zahnloser Löwe. Wie willst du nun deine Göttergesellen beherrschen, kontrollieren? Sie werden aufbegehren, wie ich es tat. Sie werden meinem Beispiel folgen!«

Erneut zuckte ein Blitz. Prometheus konzentrierte sich. Er baute sein Schutzschild auf: ein Kraftfeld, das mit einem grünlichen Schimmer leuchtete. Der Blitz von Zeus prallte daran ab. Eine Stimme vom Himmel herab ertönte: »Sieh dich um Prometheus. Wohin hat uns deine Tat gebracht? Deine Züchtung, deine Kreation überwuchert diese Erde. Unkraut ist es. Genauso unnütz wie der Gärtner, der es pflanzte.«

Prometheus blickte hinunter von dem Wolkenkratzer. Tief unter sich sah er die Lichter der Großstadt. Zeus schwebte hernieder und landete neben Prometheus. »Bist du stolz auf deine Menschen? Was sollen sie? Uns verdrängen? Ich kann sie nicht kontrollieren. Du hast den Menschen geschaffen wider meinen Willen. Hast mich nicht überredet oder mir das Zugeständnis abgerungen im schlauen Gespräch. Nein! Einfach selber entschieden, gehandelt – soll ich das dulden? Soll ich es noch länger dulden? Ich weiß nicht, wer oder was dich schützt. Doch ich werde heute Nacht dich und dein Werk vernichten! Denn ich bin nicht allein. Ich habe mir Rat geholt und Beistand eines Mächtigen.«

Prometheus drehte sich um zu Zeus. »Du bist verlogen: Du betrügst deine Frau Hera mit den schönsten Töchtern der Menschen. – Das Feuer sollten sie nicht haben? Sieh dich um, was sie gemacht haben aus dem Feuer, was ich ihnen gab: verwandelt haben sie es; sich geschmiedet damit Kultur, Technik, Maschinen. Sie sind meine Schöpfung; mein Wille steckt in ihnen. – Geschütz habe ich sie über die Jahrtausende hinweg. – Nur weil du sie nicht berechnen kannst, bedrohen sie dich? Deine Sorge ist gestiegen mit den Jahren ins Wahnhafte. Du siehst nur den möglichen Schrecken – nicht aber das tatsächliche Glück.«

Zeus deutete mit seinem Arm auf die unter ihm liegende Stadt. »Die Welt ist verkehrt. Die Sterne leuchten von unten herauf zu uns. Siehst du ihr Lichtermeer? Künstliches Licht. Die Menschen sitzen dort unten inmitten ihres künstlichen Lichts und achten das ewige Licht gering – blicken kaum auf zu den Sternen, die dort funkeln. Blicken kaum auf zu mir. Uns hüllt das Dunkle ein, wir verschwinden in der Schwärze. Kann mein Blitz mich daraus nicht befreien? Nun denn, ich kämpfe fortan nicht mehr allein. Poseidon, mein Bruder, wird bei mir sein.«

Ein leuchtender Streitwagen schwebte vom Himmel hernieder. Poseidon stand aufrecht in dem Streitwagen und hielt die Zügel von drei geflügelten Pferden. »Ich bin deinem Wunsch gefolgt und bin hier erschienen; doch ob ich kämpfen werde, weiß ich nicht. Ich beherrsche die Meere, was kümmern mich Menschen? Soll ich meinen Dreizack richten auf sie, um sie zu zerschmettern? Ihre Bauten zu überfluten und erbeben zu lassen - was hätte ich davon? Treibt mich Rache? Zorn? Woher soll ich die Energie nehmen für solche Tat? Am Willen fehlt es.



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